Das Tourlogbuch

Es geht los!
Es folgen nun unregelmäßige Reisberichte.
18.05.
3 Tage in Dresden. Abnahme des Floßes beim Wasserschutzamt Dresden. Besichtigung der Sehenswürdigkeiten: Frauenkirche, Zwinger, Schloss, Museen.

Meißen
Besichtigung des Gotischen Doms und der Porzellanmanufaktur. Danach, nahe Torgau, konnten wir mit viel Glück die ersten Elbe-Biber beobachten und fotografieren.
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Torgau
Regina ist zugestiegen, um uns ein paar Tage zu begleiten. Wir besichtigen Schloss Hartenfels Es folgen wunderschöne Fluss- Aulandschaften, die völlig ursprünglich sind, mit Störchen, Kranichen und Silberreiher, sogar Seeadler und jeder Menge Biber.

Wir verlassen Sachsen.
In der Lutherstadt Wittenberg besichtigen wir die Kirche und das Tor, an dem Luther seine Thesen genagelt hat.
Magdeburg
In Magdeburg wollen wir einen Kanuclub anlaufen und laufen dabei auf eine Sandbank auf. Nach einigen ergebnislosen Versuchen, das Floß so frei zu bekommen, müssen Uli und ich ins kalte Wasser. Nach einiger Zeit gelingt es uns dann, unter den Augen einiger am Ufer stehender Neugieriger, das Floß frei zu bekommen. Als wir dann endlich am Steg angelegt haben, fragt uns einer, ob er uns helfen könnte. Immerhin! :-)

Eine Tagesetappe hinter Magdeburg, da wo der Mittellandkanal die Elbe kreuzt, verlässt Regina das Floß wieder. Anscheinend nimmt sie auch das schöne Wetter mit. Die nächsten Tage haben wir Regen und ziemlich starke Winde. Aber auch das kann Freude machen, denn den ersten Tag haben wir richtig guten Rückenwind und schaffen unter Segel eine Höchstgeschwindigkeit von über 12 Stundenkilometer. Wir sind begeistert. Am nächsten Tag hat der Wind gedreht und bei ca. 5 Beaufort, die uns entgegentreten, schaffen wir teilweise nur noch 3 Stundenkilometer mit Motor. So legen wir nur eine kurze Strecke zurück. Beobachten lieber die Vögel, die im Wind mit einer Leichtigkeit um uns herum segeln. Das schlechte Wetter bleibt bis Hitzacker, wo wir zur Zeit mit dem Floß liegen.
24.05.
Nur noch ein paar Tage von Hamburg entfernt, der größte Teil der Elbe ist befahren

Nach langer Zeit haben wir endlich mal wieder eine Ortschaft mit Internetcafe gefunden. In knapp einer Woche sind wir in Hamburg.
Der Wasserstand der Elbe ist in einer Nacht recht stark gefallen, so das dass Floß am nächsten Morgen mit dem Bug trocken gefallen ist und wir es mit langen Stangen wieder Richtung Wasser bugsieren mussten.

Ein Seeadler kreist direkt über unserem Floß.
Neues von der Floßtour:
Von Hitzacker aus haben wir die Fahrt bei schlechtem Wetter und Regen fortgesetzt.
Im Bleckeder Schloß haben wir das Zentrum Biosphären-reservat "Untere Elbtalauen" besucht. Hier haben wir noch eine Menge interessanter Informationen über Flora und Fauna erhalten.
Lauenburg mit seinen schönen Häusern war unser nächster Stopp.
Die ganzen Tage hatten wir schon recht starken Gegenwind und als uns hier dann Freunde von Uli besuchten, segelten wir gemeinsam die Elbe stromauf, ein Riesenspaß!
Am nächsten Tag heftiger Gegenwind. Nach einigen Überlegungen beschlossenen wir, trotzdem zu starten.
Bei 5-6 Beaufort kämpften wir uns gegen brechende Wellenkämme flussab. Immer wieder tauchte unser Motor bei höheren Wellen unter Wasser. Dann erreichten wir endlich die einzige Elbeschleuse auf unserem Weg, Schleuse Geesthacht. Hier begann der Gezeitenbereich mit einem Tidenhub von ca. 3,6m.

Kleinere Reparaturen waren nun nötig:
Ein Fass hatte vor einiger Zeit ein Loch bekommen, musste deshalb geflickt werden und auch der Motor musste nach der vergangenen starken Beanspruchung überprüft werden.
Auf den letzten 15 Kilometern von Lauenburg bis Geesthacht haben wir 15 Liter Benzin verbraucht, also ein Liter pro Kilometer. Auf Dauer können wir so natürlich nicht weiterfahren.
Das Loch im letzten Fass auf der Backbord-Seite fanden wir sofort.
Die Bevölkerung ist überall sehr nett und hilfsbereit, hier schenkte uns ein Einheimischer eine Dichtmasse, mit der Uli das Loch schnell wieder flickt.
An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei dem freundlichen Herrn dafür bedanken!
Hier bei Ebbe und Flut müssen wir unsere Fahrzeiten nach dem Gezeitenkalender richten.
Auch die nächsten zwei Tage schenkte uns Petrus Gegenwind und reichlich Regen.

Nach einigen Tagen waren wir dann aber das Leben in der Großstadt wieder leid und sind dann in Richtung Natur gestartet.
Von hier an begegneten uns regelmäßig riesige Seeschiffe.
Auch mussten wir unsere Fahrzeiten ja nach dem Gezeitenstrom richten. So kam es einige Male vor, dass wir bereits um 4 Uhr morgens aufstehen mussten, woran Uli als Frühaufsteher seine Freude hatte.
Immer wieder wurden wir von anderen Seglern in Hamburg gewarnt, wie schwierig die Strecke zwischen Hamburg und Brunsbüttel ist. Wir kamen aber überall ohne Probleme vorwärts und von riesigen, kaum beherrschbaren Wellen, wie angekündigt, war keine Spur.
Zwar waren die Wellen um einiges höher als oberhalb von Hamburg, doch das einzige, wo wir wirklich etwas aufpassen mussten, war das Anlanden in den Buhnen. Wenn dann die Flut kam und einige große Seeschiffe vorbei fuhren, warfen diese schon recht große Wellen, so dass wir unser Floß einige Male verlegen mussten.
Auch die Wasserschutzpolizei machte sich Sorgen um uns und unserem Gefährt. Zweimal wurden wir kontrolliert, danach waren wir überall angemeldet und bekannt.


Mit ihren schwarzen Knopfaugen haben sie uns dann beobachtet, bis sie allerdings nach einiger Zeit das Interesse an uns verloren. Für uns war das schon ein besonderes Erlebnis!

Hatten wir die letzten Tage auf der Elbe einen Nord-West Wind (immer von vorne), so hatten wir schon gehofft, dass wir im Nord-Ostsee-Kanal dann super Segelwind haben würden. Doch genau an dem Tag, als wir in den Kanal einfuhren, drehte der Wind auf Ost-Süd-Ost, hatten also wieder Gegenwind!
Diesen Wind hatten wir uns auf der Elbe gewünscht. Die Ostwindlage hat aber den Vorteil, dass nun mit ihr eine Wetteränderung eingetreten ist und wir jetzt herrlichstes Sommerwetter haben.
Im Flemhuder See, kurz vor Kiel, sind wir jetzt erst mal vor Anker gegangen.
Wir haben erfahren, das nächste Woche die "Kieler Woche", das weltgrößte Segelereignis - 17. bis 25. Juni 1006 -, beginnt und beschlossen, uns dieses große Segelereignis auf keinen Fall entgehen zu lassen.

Am nächsten Tag standen wir dann in der Zeitung. Durch diesen Artikel wurde wiederum der NDR Radiosender sowie NDR Fernsehen auf uns aufmerksam. (NDR- Schleswig- Holstein Magazin)
Gerade zur Kieler Woche war die Geschichte interessant.
Als wir dann am nächsten Tag Richtung Kiel-Zentrum starteten, warteten an der Kieler Schleuse Fernsehen und Radio.
Alle kamen an Bord und wir fuhren gemeinsam aus der Schleuse. Dahinter wurde für ein Interview angehalten.
Aber erst mal kam die Wasserschutzpolizei an Bord und kontrollierte die Papiere. Nach ersten Bedenken wegen der Seetauglichkeit unseres Gefährts konnten sich die Beamten aber doch von der Stabilität überzeugen und der eine Polizist meinte, dass er so was in seiner 20-jährigen Dienstzeit erst einmal erlebt hat.
Anschließend fuhren wir für und mit dem Fernsehteam einige Runden.
Hier in Kiel haben wir dann im Hafen Schwentine - Flotte festgemacht.
Ein ganz besonderer Hafen, in dem alle möglichen Leute mit ihren Booten liegen und zum Teil noch umbauen.
So lernten wir hier auch wieder eine Menge interessanter und netter Leute kennen.

Das war für uns, aber wohl auch für die Band ein interessantes Erlebnis.
Am Morgen sind wir bei schwachen westlichen Winden also aus der Kieler Förde gesegelt. Wir legten oberhalb von Laboe an und stockten unsere Vorräte noch mal auf.
Auf dem Rückweg von unserem Einkauf überraschte uns ein Gewitter. Wieder am Floß war klar, dass der Platz für eine Übernachtung zu unsicher ist. Eine wirklich gute Alternative gab es nicht, dafür kam der Wind aber aus der richtigen Richtung.

Bei West-Wind und vier Beaufort kamen wir aber zügig voran.
Irgendwann mitten in der Nacht hat Uli dann beschlossen (rein aus Tierliebe), die Fische zu füttern. :-)
Am nächsten Morgen kommt, bei abflauenden Winden, die Insel Fehmarn in Sicht.
Die letzten 8 Sm müssen wir unter Motor fahren und legen nach knapp 13 Stunden am Leuchtturm Flügge an.
Marlo ist nach der Überfahrt froh, endlich mal wieder austreten zu können. Wir nutzen die Gelegenheit und besichtigen den Leuchtturm.
Nach dem kurzen Stopp fahren wir nach Orth, wo wir einen schönen Platz neben dem Hafen finden.
Am nächsten Tag besichtigt Uli den Naturpark Wallenau und ich kämpfe mich mit Bus und zu Fuß nach Dahme durch. Dort besuche ich meinen Bruder.
Eigentlich würden wir gerne noch etwas länger auf Fehmarn bleiben. Da die Windverhältnisse für uns aber gerade ideal sind, beschließen wir am nächsten Morgen, in Richtung Darß zu starten.
Einen "vierer" Wind am nächsten Morgen.

Abends erleben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Als es dann anfängt zu regnen, schimmert der Himmel auf der einen Seite golden und auf der anderen Seite zeigt sich ein Regenbogen.
Die Nacht über wird es ein wenig schwieriger, wir kreuzen mehrere Seeschifffahrtsstraßen. Hier fahren riesige Seeschiffe und Schnellfähren ständig an uns vorbei. Ob diese riesigen Schiffe unser kleines Licht sehen können, bezweifeln wir.
So manövrieren wir uns äußerst vorsichtig durch diese befahrene Strecke.
Am nächsten Morgen erreichen wir den Darß, wo wir in den Nothafen einlaufen.

Gerne wären wir hier ein oder zwei Tage geblieben, da wir hier eine Menge Tiere wie Wildschweine, Füchse und Rehwild beobachtet haben. Da dies hier ein großes Naturschutzgebiet ist, dürfen die Tiere nicht bejagt werden, weshalb viele ihre Scheu vor dem Menschen verloren haben. So haben wir mehrmals das Glück, dass wir bis auf wenige Meter an die Wildtiere herangekommen sind.
Am nächsten Morgen starten wir bei Windstille unter Motor. Kurz darauf kommt ein leichter Ostwind auf, also direkt von vorne. Langsam stampft das Floß gegen Wind und Wellen an.
So sind wir froh, als wir gegen Abend einen schönen Übernachtungsplatz auf der Insel Hiddensee finden.

Einen Tag später erreichen wir Ralswiek.
Dieser Ort ist der Östlichste unserer Reise. Hier finden jährlich die Störtebeker Festspiele statt. Fast direkt neben der Bühne liegen wir und können vom Floß aus den Teil der Vorführung, die auf dem Wasser stattfindet, beobachten.
Vorletzte Etappe: bis Warnemünde

Hier haben wir uns diesmal etwas mehr Zeit genommen, um die Insel zu besichtigen.
Weiter ging es dann mit einer leichten Brise nach Zingst. Inzwischen ist das Wetter auch schon richtig schön geworden und wir können jeden Tag schwimmen gehen. Uli unternimmt eine Fahrradtour in das Naturschutzgebiet im Osten der Insel. Ich selber gucke mir zu Fuß die nähere Umgebung an und Marlo, für den es inzwischen viel zu heiß ist, bleibt an Bord.
Dann erreichen wir zum zweiten Mal den Nothafen Darß. Diesmal haben wir einige Probleme mit dem Motor. Seit den Boddengewässern um Rügen lief der Motor nicht mehr gut, eine Zündkerze hatte ihren Geist aufgegeben.
Eine Ersatzkerze hatten wir dummerweise vergessen und so sind wir in einem kleinen Dorf von Haus zu Haus gegangen, bis wir einen Bauern fanden, der uns zwei alte Trabi-Zündkerzen schenkte. So dürfen wir im Nothafen zwei Tage verweilen und begeben uns nach Prerow, wo wir zwar Kerzen, aber leider nicht die richtigen bekommen.
Der Motor läuft aber erst mal wieder und wir konnten in dem Naturschutzgebiet noch einige besondere Tierbeobachtungen machen. Eine Bache mit zwei Frischlingen hat sich uns bis auf zwei Metern genähert. Einige der Tiere hier haben ihre Scheu vor dem Menschen fast vollständig verloren, weil sie in diesem Bereich seit Jahren nicht mehr gejagt werden.

Wir übernachten auf Fischland und segeln am nächsten Tag noch ein Stück in Richtung Warnemünde. Dann dreht der Wind entgegen den Wettervorhersagen auf Süd-Ost, später sogar auf Süd. Mit Segeln ist bei dieser Windrichtung nichts mehr. Wir fahren unter Motor weiter. Kurz vor Warnemünde verändern sich die Motorgeräusche. Ein metallisches Geräusch im Getriebe. Ziemlich nah an Land fahren wir bis in den Warnemünder Hafen. Nach einigem Überlegen wird das Getriebe geöffnet. Die Lager sind ausgeschlagen und ein Zahnrad sieht ziemlich verschlissen aus. Uli kriegt es erst mal wieder soweit hin, dass das Spiel der Welle wieder geringer ist und das die Zahnräder wieder besser packen.

Letzte Etappe: von von Warnemünde bis zur Insel Poel
Uli hatte ja den Motor provisorisch repariert. Am kommenden Abend ist der West-Wind fast eingeschlafen und so starten wir um 22 Uhr. Wir sind noch nicht ganz aus dem Hafen raus, da macht der Motor schon wieder komische Geräusche. Vor dem Hafen ankern wir. Kontrollieren erneut den Motor. Die Reparatur hat wohl doch nicht so wie erwartet geklappt. Wir sind froh, dass die erneuten Probleme mit dem Motor noch in der Nähe des Hafens und nicht erst unterwegs aufgetreten sind.
Im Rückwärtsgang fahren wir wieder in den Hafen ein. Andreas, der das Floß von uns nach der Fahrt übernehmen möchte, wohnt auf der Insel Poel. Wir rufen ihn an und er ist sofort bereit, uns zu helfen und bringt uns noch in derselben Nacht einen anderen Motor vorbei. So starten wir dann um 2 Uhr nachts erneut. Diesmal klappt alles ohne Probleme und wir verlassen Warnemünde.



*Nachwort*
10 Wochen haben wir jetzt gemeinsam auf dieser kleinen "schwimmenden Insel" verbracht. Eine lange Zeit, wie man meinen könnte. Für uns aber verging die Zeit wie im Flug! Wir haben eine Menge erlebt. Viele Sachen, die wir uns vorgestellt haben sind passiert. Aber auch viele Ereignisse, an die wir nicht im Traum dachten, haben diese Reise für uns zu einem besonderen Erlebnis gemacht. Langweilig wurde es auf dieser Tour nie. Viele haben immer wieder gesagt: "So etwas würden wir auch gerne machen, wenn wir die Zeit hätten". Für uns ist klar: die Zeit, die wir an sich auch nicht hatten, sondern die wir uns einfach genommen haben, hat sich gelohnt!
Auf dieser Reise haben wir bereits die ersten Fäden für eine weitere Tour gesponnen. Wenn unsere Träume langsam Formen annehmen, werden wir auch darüber auf dieser Seite berichten.
Als letztes möchten wir noch einmal alle netten und hilfsbereiten Menschen, die wir auf der Fahrt kennen gelernt haben, grüßen.
Floß Ahoi
